Die Nahmobilität muss umgedacht werden

Nicht nur die Straßen Deutschlands Großstädte sind mit Autos verstopft, auch die ländlichen Räume haben mit viel zu vielen Autos zu kämpfen. So reicht der Blick in das Weschnitztal (Kreis Bergstraße). Hier ist die B38 zu den Stoßzeiten verstopft und ein Stop & Go gehört zur Tagesordnung. Damit sich dies in Zukunft etwas beruhigt und die B38 entlastet wird baut man die B38a. Sie hat Vor- und Nachteile. Die B38a führt jeweils immer durch die Ortskerne, dadurch entstehen zum Beispiel schnell Unfälle an Kreuzungen mit anderen Verkehrsteilnehmern. In diesem Fall ist die B38a ein Vorteil, denn der Autoverkehr wird stark reduziert. Auch die Fahrtzeit wird sich durch die B38a reduzieren, da die Ortschaften umfahren werden. Jedoch muss man an dieser Stelle einen großen Nachteil neben dem Naturschutz erwähnen: Der Bau einer weiteren Straße für den individuellen Autoverkehr ist nicht innovativ, nur weil die jetzige Bundesstraße überlastet ist.

Gute und regelmäßige Zugverbindungen bringen täglich viele Menschen aus dem Kreis Bergstraße zur Arbeit und zu Alltagserledigungen. Das Angebot wird schon jetzt sehr gut genutzt, die Züge sind besonders in den Stoßzeiten sehr voll (Bemessungsgrundlage: vor der Pandemie). Jedoch sollten und wollen in Zukunft auch mehr Menschen auf öffentliche oder mit anderen Menschen geteilte Verkehrsmittel genutzt werden. Das geht nur mit besonders attraktiven Angeboten, die sich auch im Idealfall an den Alltag und die Bedürfnisse der Reisenden anpasst.

Dazu gehört auch eine sehr gut funktionierende Eisenbahninfrastruktur, denn sie bildet die Basis für weitere Mobilitätsangebote. Das deutsche Streckennetz ist den größten Teilen überlastet. Das liegt zum einen daran, dass Nahverkehrszüge, Fernverkehrszüge und Güterzüge sich die gleiche Infrastruktur teilen müssen. Es liegt aber auch an dem damaligen Rückbau des deutschen Eisenbahnnetzes, um Geld einzusparen. Diese Strecken können für Umleitungen in Stoßzeiten oder bei Baustellen nicht genutzt werden, weswegen große Streckenabschnitte z.B. in den Sommerferien nicht befahren werden können. Zukünftig sollte auf diesen Hinblick die Reaktivierung von Eisenbahnstrecken angegangen werden. Das Reaktivieren von Eisenbahnstrecken in Deutschland ist bislang ein sehr langwieriges Verfahren, das hoffentlich ab dem Frühsommer dieses Jahres etwas besser und einheitlicher wird.

Zu diesen Bahnstrecken muss ergänzend eine neue kommunale Mobilitäts-Strategie angegangen werden, damit lokale Anforderungen nicht verdrängt werden. So sollten Wohngebiete, die weiter entfernt von der nächsten Bahnstation sind mit einem Zubringerverkehr angeschlossen werden, der nach Möglichkeit auch autonom betrieben wird. Autonom betriebene Verbindungen bieten die Vorteile, dass sie flexibel einsetzbar sind, intelligent und somit auch ressourcenschonend sind und unabhängig von festem lokalen Betriebspersonal, wie bei dem klassischen Busverkehr, betrieben werden können.

Zudem sollte man hinterfragen, ob der klassische Linienbusverkehr zukunftsfähig sein kann, denn On-Demand-Mobilitätslösungen (Mobilität auf Abruf) sind mit Abstand attraktiver für Reisende.

Für eine attraktive Mobilität im ländlichen Raum ist Bike- und Car-Sharing unabdingbar. Sharing-Systeme im ländlichen Räumen findet man in Deutschland zum jetzigen Zeitpunkt vergebens. Das sollte sich schnellstmöglich ändern, die Verkehrswende muss endlich eingeläutet werden.

Besonders in die digitale Infrastruktur für Mobilität muss mehr investiert werden. Die Bereitstellung von Open Data (Offene Daten) muss von Kommunen und Betreibern endlich angegangen werden, denn ohne diese Daten können keine umfassenden digitale Angebote bereitgestellt werden.

Blog-Beitrag unseres Beisitzers Berkay Salman.

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